Froschkönig gesichtet!

Warum ausgerechnet Kröten?

Ein Beitrag von Ulrike Roblick.

Ich betreue einen Krötenzaun. Warum ich dazu kam, das ist der traurige Teil meines Berichts.
Mellnsdorf ist ein kleines Dorf, das nur über eine Zufahrtsstraße erreicht werden kann. Jeder hat ein Auto und auch Busse und LKWs fahren dahin. Seit ich regelmäßig nach Mellnsdorf fahre, erlebte ich es mehrfach – enorm viele tote Amphibien pflasterten quasi die Straße. Es gehörte zur Zeit der Amphibienwanderung eben irgendwie dazu und man nahm es hin.
Hier in Luckenwalde sieht oder hört man vielleicht mal ein paar Frösche in einem Gartenteich quaken. Jedoch kennen viele weder Kröten noch Molche oder Unken. Die sieht man einfach nicht. Also begegneten mir leider zuerst angefahrene oder überfahrene Kröten, Unken und Molche. Und sie waren alle tot.
Mein Partner ist in Mellnsdorf aufgewachsen. Er erzählte mir, dass es früher viel, viel mehr dieser Tiere gab. Sie waren in allen Kellern und in allen Senken, den sogenannten Pools. In einem Jahr konnten wir sogar Moorfrösche bei der Paarung beobachten. Wer kann schon von sich behaupten, blaue Frösche gesehen zu haben?! In meinem ersten Sommer in Mellnsdorf, wenn wir abends draußen saßen, hörten wir von den Feldern rundum einen vielstimmigen Chor von Unken, Fröschen und sonstigen Tierchen. Inzwischen sind es leider nur noch wenige Stimmen.
Ich kam darüber mit Ricarda Voigt näher ins Gespräch und schilderte ihr die Situation. Es stellte sich heraus, dass die Flächen zwischen Blönsdorf und Mellnsdorf ein ausgewiesenes FFH-Gebiet* sind. Leider konnten wir nur negative Entwicklungen über die Jahre feststellen, begründet durch intensive Bewirtschaftung, gedankenlosen Umgang mit der Natur und teilweise durch Trockenheit und zu viel Wärme.
Zusammen erstellten Ricarda und ich eine Dokumentation, die wir bei der Unteren Naturschutzbehörde (Kreisverwaltung Teltow-Fläming) einreichten. Es brauchte ein wenig Zeit und Überzeugungsarbeit.
Doch 2018 war es so weit: Wir bekamen den ersten Krötenzaun!
Seither betreuen wir ihn von Ende Februar bis Anfang April und können so dafür sorgen, dass sich die Chancen für eine erfolgreiche Fortpflanzung der Amphibien verbessern.
Besonders „unsere“ Kammmolche haben sich prächtig entwickelt.
Und unser Kontakt zur Unteren Naturschutzbehörde hat sich inzwischen auch gut eingespielt.

Froschkönig gesichtet!

Gefährdete Wanderer

Auch in der Nähe von Luckenwalde, an der alten B101 bei Kolzenburg, brauchen die Erdkröten dringend Hilfe. Denn auf dieser Kröten-Wanderroute fahren die Autos 80 km/h (und schneller). Da haben die kleinen Kröten ganz schlechte Karten. Wenn Ihr dort tote Kröten auf der Straße seht, haltet ruhig einmal in der Nähe an und schaut, ob vielleicht noch ein paar kleine Kerlchen auf dem Weg über die Straße sind. Nehmt sie einfach in die Hand und tragt sie hinüber.
Eines kann ich Euch versprechen: Es ist ein tolles Gefühl, kleine Leben zu retten.

Vielleicht konnte ich bei jemandem ein Interesse wecken, sich auch für unsere heimischen Amphibien einzusetzen. Gern vermitteln wir den Kontakt oder erzählen darüber, wie das mit dem Krötenzaun so abläuft.

* Fauna-Flora-Habitat-Gebiet = Lebensräume von Tieren und Pflanzen, die nach EU-Recht geschützt sind. FFH-Gebiete bilden gemeinsam mit den Europäischen Vogelschutzgebieten das Netzwerk Natura 2000.

Froschkönig gesichtet!
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